Montag, 29. November 2010

Die Raupe Nimmersatt lebt!

Es gibt ein altes Märchen von der Raupe Nimmersatt, welches man, ins Ökologische übersetzt, wie folgt zusammenfassen kann: Die Raupe fraß und fraß und fraß. Durch Abfressen aller Blätter zerstörte sie den Baum, auf dem sie saß, und somit ihre Lebensgrundlage. Am Ende musste sie, fett wie sie war, jämmerlich verhungern.
Wenn man das hört, könnte man denken, dass es doch noch so etwas wie Gerechtigkeit in der Welt gibt. Aber leider ist das nicht der Fall. Fachleute haben nämlich zweifelsfrei festgestellt, dass die Raupe Nimmersatt nur im Märchen stirbt.
Bei uns lebt sie.

Sie soll sich verpuppt haben, einer Metamorphose unterzogen worden sein und ist in neuem Gewand wiedergekehrt. Während aufmerksame Sozialkritiker sie noch vor kurzem an verschiedenen Stellen im Gesundheitswesen sichteten, konnten amerikanische Scouts sie im Irak finden, wo sie sich über die Budgets der US-Army hergemacht hat. Aber diese Berichte sind reine fantasie.
Tatsächlich sitzt sie aber, wie wir nunmehr aufgrund der Fakten feststellen konnten, in Köln und hat sich bei der GEZ eingenistet. Die Gebühreneinzugszentrale von ARD und ZDF hat sich nämlich inzwischen zu einer der größten Geldvernichtungsmaschinen im deutschen Sozialsystem entwickelt. Trotz ständig sinkender Kosten für Elektronik und Geräte sind die Rundfunkgebühren in den letzten 15 Jahren bekanntlich von 12 DM im Monat auf 18 € im Monat pro Zuschauerhaushalt gestiegen. Und das, obwohl im Rahmen der deutschen Vereinigung weitere 16 Millionen potenzielle Gebührenzahler hinzugekommen sind!.
Die Raupe Nimmersatt konnte sich weiter mästen, indem zusätzlich zu den Rundfunkgeräten auch Computer gebührenpflichtig wurden. Dadurch konnte mit Hilfe der willfährigen Politik erreicht werden, dass der durchschnittliche deutsche Manager nunmehr zuhause, im Auto, am Arbeitsplatz und natürlich noch unterwegs im Hotel immer nochmals dieselben Rundfunkgebühren zahlt. Um letzteres irgendwie zu rechtfertigen, mussten die Rundfunkanstalten übrigens kostenlose Internetangebote einrichten, welche zielsicher die Umstellung der freien Presse auf neue Geschäftsmodelle verhindern.
Genug?
Nein!
Die Raupe Nimmersatt hat ein neues Gebührenmodell vorgeschlagen, das eine wesentliche Vereinfachung darstellt. Während bisher nur zahlen musste, wer ein Gerät besaß (ob er die entsprechenden Sendungen hören wollte/konnte oder nicht), hat man sich nun darauf verständigt, dass überhaupt jeder Haushalt zahlen muss, und außerdem auch noch jede Firma.
Ein Trost: die Gebühr an sich soll gleich bleiben.
Kein Wunder, denn sie steigt ja auch schon durch die vergrößerte Anzahl der Gebührenzahler um -zig Millionen, vielleicht sogar Milliarden. Der eigentlich zu erwartende Aufschrei der Empörung ist in der Öffentlichkeit bisher ausgeblieben, vermutlich weil man aufgrund der Finanzkrise die großen Summen schon gewohnt ist. Raupe Nimmersatt hat inzwischen den vereinzelten Kritikern geantwortet, dass man das übrige Geld ja zurückzahlen könne, falls tatsächlich so viel mehr eingehen würde als bisher. Diese Rückzahlung soll dann jeweils am 30. Februar erfolgen.
PS: Die Arbeitsplätze bei der Gebühreneinzugszentrale sollen aufgrund der Vereinfachung - in vollem Umfang erhalten bleiben. Eine entsprechende Beschäftigung wird sich schon finden.