Dienstag, 21. Dezember 2010

Ende einer Ära

Vor 14 Jahren hat die Familie Hechler den Kaiserhof von der Familie Schofer übernommen, welche ihrerseits 1976 angetreten ist. In diesen Zeiten hat das Haus sich als eines der wenigen gutbürgerlichen Hotels und Restaurants in der Region etabliert und viele Freunde gewonnen. Die Gaststätte profitierte von der kreativ-badischen Küche und konnte durch die letzte Renovierung vor vier Jahren nochmals gewinnen. Viele Karlsruher schätzten es sehr, dass man dort genauso gut Schnitzel und Linsen mit Würstchen essen konnte wie einen mit Ingwersauce lackierten Lachs auf Kokosmilch-Reis, dass man dazu ein gepflegtes Bier oder einen guten Wein aus der Region genießen durfte und sich vom stets freundlichen und persönlichen Service verwöhnen lassen konnte. Da passte es gut, dass das völlig renovierte Hotel nunmehr dem 4-Sterne-Standard entsprach.


Auf die Wirtsleute musste es wie eine dunkle Wolke am Horizont gewirkt haben, als Art und Umfang der Bauarbeiten für die U-Strab immer detaillierter bekannt wurden. Sie haben ihren Pachtvertrag gekündigt, und konnten das auch nicht mehr rückgängig machen, nachdem der Baubeginn in der Karl-Friedrich-Straße nun um ein Jahr verschoben worden ist. Entschädigung hin oder her – auch die „zumutbaren“ 20 % sinkenden Roherträge, die der Gastwirt selbst verkraften muss, sind bei einem knapp kalkulierten Geschäft zu viel. Ein bisschen Wehmut war schon dabei, als das Abschiedsessen am 4. Advent in gewohnter und gekonnter Qualität auf dem Tisch stand.

Aber jedes Ende birgt auch einen neuen Anfang in sich. Ein Neustart für die Familie Hechler und einen Neustart für den Kaiserhof, der in 2011 unter neuer Leitung wieder eröffnen wird.

Einen kleinen Merksatz kann ich mir nun aber doch nicht verkneifen: Ein Volk, das seine Wirte nicht ernähren möchte, muss eben das essen, was dann auf den Tisch kommt...

Wünschen wir uns, dass die Karlsruher und ihre Gäste dem neuen Wirt das Gegenteil beweisen!