Sonntag, 29. Januar 2017

Wahnfried

Ist es ein Film über die bornierte Dummheit, mit der eine Familie sich in den Abgrund katapultierte? Oder eine Erzählung über einen verschrobenen Privatgelehrten, dessen abstruse Theorien plötzlich Anerkennung fanden? Oder der Bilderbogen eines BänkelSängers, der uns in stärker symbolhafter Gestaltung in eine fantastische Welt entführt, in der Genie und Wahnsinn gemeinsam immer wieder auf den Erlöser warten? Oder eine Zirkusrevue, die unsere verrückte Welt ironisch aufs Korn nimmt?

Avner Dormans mitreißende Oper "Wahnfried" wurde erstmals in Karlsruhe aufgeführt, der Stadt, in der eine ihrer Hauptfiguren lebte und arbeitete, der Dirigent Hermann Levi. Obwohl er selbst die Jude und noch dazu Sohn eines Rabbiners war, dirigierte er die Werke des Antisemiten Richard Wagner und leitete die Festspiele in Bayreuth. Ihm zu Ehren hat Karlsruhe nun den Platz vor dem Theater umbenannt.

Avner Dorman war selbst anwesend und würde vom Publikum begeistert gefeiert. Die bunten und vielfältigen Melodien dieses erstaunlichen Komponisten nahmen das Publikum gefangen. Immer mal wieder tauchte ein bekanntes Thema auf, nur um wieder im Trubel dieses MusikFestes zu verschwinden. Hervorragende Sänger, ein williges Orchester und grandiose Kostüme - ein rundes Erlebnis! 

Und es war nicht nur ein musikalischer Genuss. Beklemmend, wie das Schicksal seinen Lauf nimmt in dieser Erzählung, die in einer fernen Zeit spielt und uns doch so nah ist.

Die Mittel für dieses Auftragswerk sind gut angelegt. Ein Sternchen für das badische Staatstheater, ein Höhepunkt in der Reihe der politischen Opern, die uns GeneralIntendant Peter Spuhler beschert. Muss man sehen! Und hören!