Dienstag, 24. Dezember 2013

Das Massaker



Sie sollte Fleisch kaufen. Wie würden zu viert sein an Weihnachten. Vier schöne Rumpsteaks, 150-200 g jedes, ein gutes Fleisch aus Frankreich oder Irland. Oder vielleicht auch US-Beef. "Aber mit Fleisch kenne ich mich nicht aus!" "Das macht nichts, du gehst zu KaufSchleck. Da wirst du gut beraten!"

An der Theke war viel los. Sie zog eine Nummer und kam nach 10 Minuten an die Reihe. Tatsächlich hatte der Fleischfachmann Einiges zur Auswahl: aus vielen Ländern kann die Ware. Sie entschied sich für ein Charolais Rind aus Frankreich. Der Fleischfachmann fand ein Küchenmesser, um Rumpsteaks zu schneiden. Das erste schnitt er 3 Finger breit. Sie reklamierte: "Das wird zu dick!" Er entgegnete: "Jetzt kann ich es nicht mehr dünner machen, bin schon mittendrin!" Und wie er mitten drin war! Im Schweiße seines Angesichts säbelte er mit aller Kraft. Das zweite Stück würde nie gerade werden. Er drückte und zog, er wuchtete und schob, er legte sein ganzes Gewicht in die Waagschale - der riesige Braten verformte sich, aber er wollte sich nicht teilen. Eine Scheibe würde da nie herauskommen, vielleicht eher eine Landschaft. Eine Landschaft mit Hügeln und Tälern, mit Büschen, Wäldern und Wiesen."Nimm doch eine Kreissäge!" rief ein kleiner Scherzbold aus dem hinteren Teil der Warteschlange. Die Frau, die am nächsten stand, hatte mehr Erfahrung. Sie kannte sich aus mit solchen Stücken, durch die kein Messer hindurch gehen kann. "Hol dir ein richtiges Messer! So klappt das nie!"
Unser Fleischfachmann zog also los, ein neues Messer zu suchen. Die Warteschlange strahlte Unruhe aus. Unsere liebe Kundin war empört, entsetzt, verschämt und ängstlich. Sie wollte nicht, dass alle wegen ihr warten müssten! Und sie wollte keine so großen Stücke, für die sie wieder eine Pfanne noch einen Topf hatte. Wer sollte das essen? Sie verlangte, dass er kleinere Stücke schneiden solle. Er hält das neue Messer irgendwo an den riesigen Fleischbrocken. "So?" "Nein, ein kleineres Stück!" "noch dünner?" "ja!" "noch weniger geht nicht!" Er begann wieder, zu säbeln, mühte sich trefflich. Wir haben die Stücke später nachgewogen. Während das erste über 400 g hatte, bewegten sich das zweite und das dritte über 300. Das vierte war dann hauchdünn, eigentlich nur ein Fetzen, und wog immer noch über 200g. Aber lang waren sie! Über 30 cm, wie ein geklopftes Wienerschnitzel, aber nicht wie ein Rumpsteak.
Zu Hause sagte sie: "Stell dir vor, die Rumpsteaks haben über 60 € gekostet!" Ich konnte es kaum glauben. Aber beim Gesamtgewicht von 1,4 Kilo für vier Rumpsteaks ist das nicht ganz so überraschend, bei 42 Euro pro kg. Gibt's eine Preisobergrenze für Rumpsteak? Wenn Die Dickhäuter keine Vegetarier wären, wären das Elefantenportionen. Aber bitte für blinde Elefanten, weil optisch machen die Ergebnisse dieses Massakers nichts her. Selbst mit dem Hackebeil während sie gleichmäßiger geworden. Ich sah das Fleisch näher an. "So ein Rumpsteak habe ich noch nie gesehen! Es fehlt die Struktur und es fehlt der Fettrand! Ich glaube, das war einfach ein großer Rinderbraten, was er dir da verkauft hat?" "Wie soll ich das wissen? Ich habe zweimal gefragt! Er behauptete, es sei Charolais!"
Ich habe im Müll gegraben und das Etikett gefunden. Demnach war's kein Rumsteak. Es war auch kein Braten. Auf dem Etikett steht "Rinder-Filet Charolu". Man kann es schlecht lesen. Aber wenn das ein Filet sein soll, dann ist es das größte Filet seit dem Aussterben des Mammuts.

Soll ich es jetzt reklamieren oder lieber fürs Museum reservieren?



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