Mindestens drei Geschichten laufen da nebeneinander und durcheinander, und die von Zitaten und Anspielungen gespickte Musik bildet diese Parallelität souverän ab. Man glaubt, Gershwin zu hören oder Schostakowitsch, sogar ein wenig Belcanto aus der italienischen Oper und gleich darauf wieder atonaler Expressionismus scheinen Pate gestanden zu haben. Wäre nicht die Laufschrift über der Bühne zu sehen, dann würde man schnell den roten Faden verlieren, denn das Libretto durch dieses gewaltige und doch unterhaltsame Durcheinander spielt mit den Ebenen wie ein Jongleur, der als Einziger den Durchblick behält. Den Sängern wird viel Beweglichkeit abverlangt, auch ihrer Schauspielkunst.
Der Star des Abends im Badischen Staatstheater aber ist die Inszenierung (Regie: INGO KERKHOF). Wie da Traum auf Wirklichkeit trifft, wie das bunte Leben sich in das karge Heim der dominanten Mutter hineinschleicht und dann dort breitmacht, wie aus dem dümmlichen Fürsten ein altersweiser Philosoph wird, das ist sehenswert. Bei aller Spritzigkeit und bei allem Durcheinander bleiben die Entwicklungslinien der Personen doch immer klar. Notfalls wird sie vom bunten Ballett (phantasievolle Kostüme: INGE MEDERT) weiter gezeichnet. Unser Bild zeigt eine der optisch überzeugenden Szenen: Die geplatzte Verlobungsfeier.
Ein unterhaltsamer Abend, ein bisschen philosophisch und sehr musikalisch!
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