Sonntag, 24. Februar 2008

Stammtischgebruddel: Urteil gegen VW-Volkert

Michaela Duhr meint in der Netzeitung, dass Volkert zu Recht hart bestraft worden sei für seine Lustreisen - aber Hartz sei zu gut weggekommen. Das sei "Zweiklassenjustiz".
Hier am Stammtisch sehen wir das anders. Liebe Frau Duhr, übersehen haben Sie:


1. Volkerts hat sich bereichert, Hartz nicht. Klar, dass Volkerts härter bestraft werden muss.
2. Volkerts wurde aufgrund des Geständnisses von Hartz verurteilt, hat selbst aber nicht gestanden. Er meinte ja, sich entlasten zu können: "Alle haben profitiert". Da muss Hartz ein milderes Urteil erwarten dürfen.


Fazit: So ungleiche Dinge gleich zu bestrafen, wäre ungerecht.

Wer da gleich die alte Geschichte von der "Zwei-Klassen-Justiz" aus dem Sack holt, wirkt eher zweitklassig. Aber der leichte Beifall der Einfachdenker ist ihm gewiss...

Sonntag, 17. Februar 2008

Mammas Cafe

Es war ein trauriger Anblick gewesen, die leere Terrasse. Obwohl es viele Bewerber gegeben hatte, dauerte die Verpachtung dieses Cafés bis in die Sommersaison hinein. Vielleicht war es aber doch kein großes Unglück, denn diese Frühjahr sollte besonders kühl und regnerisch werden, und eben in dem Moment, in dem der Sommer mit Macht hereinbrach, standen auch plötzlich wieder Sonnenschirme vor dem Haus.

Beim ersten Besuch schon lernte ich die Seele des Betriebs kennen: Mama.
Zu fünft waren sie im Service, vier Personen standen in der Küche. Vorsichtig fragte ich Mama, ob sie mit den Kosten auskommen würde, bei so viel Personaleinsatz. „Ach wissen Sie, das ist alles Familie“, antwortete sie mir. Und als sie ihre dabeistehende Tochter zusammenzucken sah, fügte sie schnell hinzu: “Aber natürlich bekommen sie alle etwas bezahlt. Nur ich brauche nichts. Ich bin froh, wenn alles läuft, ich bin eine richtige italienische Mama: Ich möchte meine Familie um mich herum haben und ein gutes Geschäft. Und wenn ich dann ab und zu ein paar neue Schuhe bekomme, dann bin ich glücklich!“ Hier würde es gemütlich sein.

Als ich später mit einem Freund auf der Terrasse saß, bestellte er ein Weißbier. Die Tochter des Hauses war sichtlich irritiert und fragte schließlich nach: “Meinen Sie ein Helles? Bei uns heißt das Pils!“ Da lernte ich noch etwas anderes dazu: Es wird eine weite Reise sein, bis Mamas hübsche Töchterlein wissen, was ein Pils von einem Weißbier unterscheidet, welches Bier zu welchem Essen am besten schmeckt und aus welchen Gläsern man es trinkt!

Gut getropft


Gut getropft
Nicht nur in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war es zu lesen: ein Werk des Amerikaners Jackson Pollock, mit dem schönen Titel „Number 5“, wurde verkauft. Generell muss man sich immer freuen, wenn heutzutage ein Künstler ein Bild verkauft, aber es ist nicht unbedingt eine Zeitungsmeldung wert. In diesem Falle aber gibt es drei Besonderheiten: Das Bild ist von 1948, es wurde in der charakteristischen Technik dieses Künstlers getröpfelt und nicht gemalt, und es erzielte einen Verkaufspreis von 139 Mio. Dollar. Damit ist es zum teuersten Bild der Welt geworden. Stümper wir Picasso oder van Gogh erzielen mühsam 100 Millionen und nicht mehr. Während sich nun viele Menschen fragen werden, ob man den Preis des Bildes vielleicht durch die Vielzahl der verwendeten Farben und Materialien, durch seine Größe oder seinen Isolationswert bei Außenwand-Aufhängung erklären kann, würde ich gerne eine ganz andere, für mich nahe liegende Überlegung anstellen.
Ich möchte sie allerdings nicht mit der Frage beschäftigen, wie viel denn ein frisches, noch nach Farbe appetitlich duftendes Bild wert sein könnte, wenn ein altes und schon gebrauchtes Bild bereits 139 Millionen erzielt. Auch vermeide ich jede Überlegung, mit welchen Methoden denn der Käufer so viel Geld verdient hat, dass er ganz nebenbei 139 Millionen für ein Bild ausgeben kann. Wie viel wird dann wohl die Wand kosten, an der es hängen soll, oder die Wohnung, die es verschönern wird? Welche Alarmanlage bekommt man zum Bild dazu geschenkt? Wie wird das Hauspersonal fürs Abstauben trainiert? Muss die Katze der dritten Ehefrau des neuen Eigentümers einen Anti-Agressionskurs machen, bevor es aufgehängt werden darf?


Nein, als Bierbrauer und somit Vertreter einer durch die EU-Kommission gefährdeten Zunft frage ich mich, wie es kommen konnte, dass die Kompetenz zum Tropfen nun auch nach den USA ausgewandert ist, nachdem sich dort schon die größte Brauerei, der stärkste Bodybuilder und das authentischste Schwarzwälder Bauernhaus befinden. Tropfen ist nun wirklich eine Tätigkeit, für die der deutsche Bierbrauer schon durch seine Ausbildung in hunderten von Bierproben extrem gut qualifiziert ist! Warum lassen wir uns die Tropfen vom Glas nehmen, noch dazu von einem Mann, der sein Leben lang auf dem unhygienischen Fußboden gearbeitet hat?

Wir sind es gewohnt, mit unseren Tropfen sorgfältiger umzugehen, und wer einmal die Privatbrauerei Hoepfner besichtigt hat, der weiß, was Hygiene heißt. Die besondere Tropfkonsequenz deutscher Braumeister zeigt sich zum Beispiel beim Zapfen am Tresen, aber auch bei der Arbeit im Sudhaus, Gärkeller, bei der Lagerung, Filtration und Abfüllung. Schon allein wegen der Biersteuer darf da kein Tropfen verloren gehen!
Durch die Verwendung von Qualitätsmalzen erhält Bier eine superbe Oberflächenspannung. Die Fo-tos zeigen, dass dadurch jeder Tropfen sich zusammenzieht wie ein Igel, der von spielenden Kampfhunden aufgestöbert worden ist. So kann der Braumeister ihn bequem mit dem Kehrblech aufnehmen und wieder ins Fass schütten, wo er hingehört (der Tropfen, nicht der Igel).
Zurück zur Tropfkunst. Durch die Verwendung runder Hopfenpresslinge können unsere Braumeister auch die Form vieler Tropfen und ihren Abstand auf dem Untergrund steuern. Dadurch kann man sie leicht zählen und hat somit einen wissenschaftlich fundierte Grundlage für die zukünftige Preisbestimmung von Tropfen-Gemälden. Die Marktforschung beweist ja auch, dass die Konsumenten eine klare, nachrechenbare Preisfindungsmethodik vorziehen. Tropfkunst dient in unserer Branche auch dem Umweltschutz. Während Tropfbier früher einfach weggegossen wurde, kann es jetzt als Kunst wiederverwertet werden. Dasselbe gilt für altes Bier, das ebenfalls musischen Charakter erhält und nun die Basis eines neuen Wohlstandes der gebeutelten Branche bilden wird.
Wenn wir schon vom Geld sprechen, sollten wir allerdings auch erwähnen, dass nun nicht jede Tropfensammlung einfach für Millionen verkauft werden kann. Dazu bedarf es vielmehr einer Intensivstrategie, deren Implementation durch Aufsichts- Bei- und Familienräte der führenden deutschen Brauereien gemeinsam am 11.11. abgesegnet werden soll.

Die Marketingexperten der Brauereien werden dabei ganz schön umdenken müssen, denn die üblichen Methoden ziehen nicht mehr. Mit einer Glaszugabe werden sie keinen Kunstmäzen hinterm Ofen vorlocken, und ein Probeausschank von Tropfbier ginge an die Substanz. Auch der übliche Verkauf zum halben Preis wird nicht funktionieren, da man 139 Millionen nicht durch zwei teilen kann. Nebenher wird man noch den Kunstfachhandel besänftigen müssen, der wegen der Verwendung von Einweg-Tropfen protestiert, und die dekorative Verpackung der Tropfen in selbststrahlende Glaspaletten vorbereiten.
Es bleibt noch offen, ob für das Projekt ein Spezialist in der internationalen Selbstvermarktung engagiert werden soll. Gerhard Schröder hat bereits wissen lassen, dass er sich nicht aufdrängen will, aber er könnte ja mal mit ein paar alten Kumpels über eine Tropfbierpipeline nach Russland reden. Vielleicht bitten wir lieber Conrad Seidl?


Die Zukunft gehört den Ideen. Echte Innovation, bisher eher ein Fremdwort in der Bierbranche, kann den Deutschen Brauern neue Welten eröffnen. Internationale Auktionen statt Eckkneipen, New York statt Neustadt an der Aich, Interviews in der Frankfurter Allgemeinen und dem San Francisco Examiner statt Anzeigen im Sperrmüll – das wird ein mondänes Leben! Darauf trinken wir einen und lassen dabei einen kleinen Schluck im Glas. Dieses wird abgeräumt und bildet den Grundstock für unsere Sammlung kulturell wertvollen Tropfbiers, nach dem Reinheitsgebot hergestellt.

Übrigens, wir machen ein Einführungsangebot. Wer zwei Tropfenbilder kauft, bekommt ein Drittes gratis dazu. Und natürlich noch einen Kasten Pils!



Samstag, 16. Februar 2008

KARLSRUHER BÜSTEN-HALTER


Gastbeitrag von Manfred Bögle
Vom 22. Februar bis zum 3. März 2008 finden in Karlsruhe die 31. Händel-Festspiele statt. Symbolisch enthüllte an einm Samstagmorgen ACHIM THORWALD am Marktplatz eine von zwölf der Werbung dienenden Händel-Büsten. Die flinken Redakteure der BNN waren vor Ort und die Lokalausgabe vom 11. Februar zeigt den Generalintendanten des Badischen Staatstheaters zusammen mit PETER OVERBECK (Lernradio, Musikhochschule) von der Karlsruher Händelgesellschaft, der die Händel-Büste hält. Eine wunderbare Geste! Das "Europäische Haus der Erzählkunst (in Gründung)" verleiht Peter Overbeck dafür den Ehrentitel KARLSRUHER BÜSTEN-HALTER.

Natürlich ist mit dieser Titelverleihung auch eine weiterführende Absicht verbunden: sie dient der Idee, dass letztlich ALLE KARLSRUHER Büsten-Halter werden und Karlsruher Büsten halten sollen!

* Begründung: Zum einen ist das Büsten-Halten eine wertschätzende Geste, zum anderen ist es aber auch eine deutliche Körpersprache: "Wir sorgen mit Körpereinsatz dafür, dass uns hier in Karlsruhe keine Büste wegkommt - noch steckt uns der "Handschriften-Streit" in den
Knochen und die Auseinandersetzung zwischen dem Badischen Haus und unserer Landesregierung um die Badischen Kulturgüter ist längst noch nicht ausgestanden!

Die wichtigste Büste, die es in Karlsruhe zu halten gibt, ist die unseres STADTGRÜNDERS Karl Wilhelm von Baden-Durlach. Leider gibt es diese nur als Kopie in unserem Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais zu bewundern, das Original befindet sich am alten Rathaus der
südbadischen Stadt EMMENDINGEN. Schade, dass wir hier auf Karlsruher Grund und Boden keine einzige Büste des Stadtgründers im Original sehen können. Aber wir wollen nicht jammern und die Behebung dieses Missstandes ganz oben auf die Wunschliste für unseren 300.
Stadtgeburtstag am 17. Juni 2015 setzen. Wünschenswert wäre in diesem Zusammenhang auch eine Städte-Partnerschaft mit Emmendingen. Die schöne Große Kreisstadt an der Elz ist nicht nur als Sitz des weithin anerkannten psychiatrischen Zentrums bekannt, sondern auch als
"urbadisches Land" der ehemaligen Markgrafschaft Hachberg. Mit seiner schönen Altstadt , dem Stadttor, dem Markgrafenschloss mit Stadtmuseum und der mittelalterlichen Ruine Hochburg ist Emmendingen eine PERLE BADENS.

* Bis es mit der "Badisch-Badischen Städtepartnerschaft" endlich soweit ist, sollte sich kein geschichtsbewusster Karlsruher scheuen, immer wieder einmal nach Emmendingen zu fahren, um dort die Originalbüste unseres Stadtgründers zu besuchen und sich als Büsten-Halter zu betätigen. Presse, Funk und Fernsehen werden darüber berichten wollen und ganz Deutschland wird über so viel KARLSRUHER HERZ begeistert sein.

"Einfach irre" werden die Emmendinger bewundernd feststellen, "einfach irre diese Karlsruher - IRRE GUT!".

Anmerkung Überfritz: und anschließend stärken sich erfolgreiche Büsten-Halter mit badischer Pasta! (Bierfoto kommt beim nächsten mal).

Manfred Bögle
wirkstatt - Forum für Erlebenskunst
http://www.wirkstatt.com